"/radical/in/fusion"
 
[Hör-SpielFragment/Fusion-Bearbeitung für 5 Stimmen]
     
    I. (r)evolution – ein Monolog für viele Stimmen

Verschiedene Stimmen, die sich gegenseitig ergänzen, unterbrechen und dadurch einen dynamischen Fluss erzeugen, sich Stichworte geben, sich doppeln und verschwimmen, sich auf einen Punkt hin steigern, um dann wieder auseinander zu laufen. Das Ganze schwillt immer mehr an, gewinnt durch Dopplungen an Dichte und Dynamik.
Evt. pulsierende, „wallende“, schraubende oder kreisende und sich steigernde musikalische Fläche. bzw. partiell einsetzender Beat, der gegen Ende mit der Dynamik des Gesprochenen zusammenfällt.

back   [überlappend, verdichtend]
   
(Stimmen kommen aus verschiedenen Richtungen aus dem Raum; schnellen nach vorn und zurück und laufen an ein zwei Punkten zusammen; docken aneinander an; jedes Wort eine Idee für das, was lebenstechnisch passieren müsste, jedes Wort betont. ganz, ganz kurze Pause dazwischen)
     
    Revolution. Evolution. Transformation. Fusion.
___ Revolution. Evolution. Transformation. Fusion.
___
___ Revolution. Evolution. Transformation Fusion.
___
___ ___ Revolution, Evolution, Transformation. Fusion.
     
    ______ ___ Kurze Pause; Stille; irgendwas, was hörbar, aber kaum hörbar im
___
___ ___ Hintergrund rumschwirrt; ein leichtes Knarksen oder so was vielleicht

(laut geflüstert)
Hörst du das?
[kurze Lausch-Pause]

(laut geflüstert)
Das sind die Geräusche der Entfesselung von Mikrostrukturen

(aus dem Hintergrund kommend, auch laut geflüstert)
Die entfalten sich und zeigen ihre wahre Länge.

(laut geflüstert, hallt und looped im Hintergrund, als Spiel mit akustischer Nähe und Entfernung):
Monotonie erzeugt Vielfalt.

(fordernd, lauter)
Hörst du das?
(kurze Pause)

(etwas zögernd)
Das Mögliche?
(gesteigert, in Erwartungshaltung)
Den Ausbruch des Unerwarteten?

(Spannung aufbauend )
R´s rollen über den Boden und ent-wickeln die Fäden zwischen Phantasie und Realem.
(die Spannung wird auf den Punkt gebracht)
(r)evolution!

(Spannung aufbauend)
T´s trennen, docken an und schalten dazwischen.
(Spannung wird auf den Punkt gebracht)
Transformation!

(fast gebrüllt, mit Nachdruck, eine Antwort fordernd, jedoch ohne Adressaten einfach in den Raum hinein) Was ist wirklich und wo fängt das an?

(noch fordernder)
Kannst du das hören?

(Beide mit Überzeugung, dennoch fragend)
Den Schrei nach etwas Vertikalem? – den Schrei nach einem entschiedenem Riss?
    (Schneiden sich gegenseitig das Wort ab, ergänzen sich und treiben die Gedanken voran; dynamisch) (deswegen Betonung am Ende des Fragments, als würde der Satz fortgeführt werden wollen, als hätte man schon den nächsten Satzteil parat, ist aber ein bisschen zu langsam)
   

Auf Ebenen lässt sich gut laufen, wenn sie geebnet, wenn sie gezirkelt, wenn sie abgesteckt sind – Linear. Überschaubar Geleitet. Gelenkt. Leitfaden. Leitfaden?! Fuck.

(ganz kurze Pause)

(ein Vorschlag, der aber bestimmt gesprochen ist)
Und wenn wir stehen bleiben – und in die andere Richtung weitergehen ?

(lassen sich nicht ausreden, bringen sich gegenseitig auf den Punkt, dynamisch)
Die Fäden, die die Bewegung zusammenhalten, damit sie nicht auseinanderlaufen einfach durchschneiden? Trennen? Ohne einen Blick zurück. –

(Sehr fordernd)
Kannst du das hören? Hören hören hören ........

[diffuser Hall]

(dynamisch, schneiden sich gegenseitig das Wort ab, und übertreffen sich in dem, was man mit den Fäden so tun könnte selbst, schaukeln sich hoch) Die Fäden werden zerschnitten. Gekappt. Vernichtet. Gesprengt. Das ist Freiheit. Löcher in der Realität.
Harmonie und Chaos lassen sich nicht vergleichen.


(überlappend, verdichtend) Revolution. Evolution. Transformation. Fusion.
Revolution. Evolution. Transformation. Fusion.
___Revolution. Evolution.Transformation. Fusion.
______Revolution. Evolution. Transformation. Fusion.


(zögernd, am Ende schneller und in Erwartungshaltung)
Der grenzenlose Wahnsinn unerwarteter Freiheit –

(überschlägt sich mit ihren Gedanken selbst)
Die Regel – das Gemaßregelte:
(fast wie Peitschenhiebe mit verschiedenen Betonungen auf piff, paff, puff)
piff paff puff: - gesprengt.

(fast gebrüllt)
Was ist möglich und wo fängt das an?

(zögernd und suchend)
Der Raum als führerloses Ich?

    (Stimmen kommen aus verschiedenen Richtungen: ihrem Grundschema entsprechend [Rot: als hätte die DIE Idee, was als nächstes sein muß, Grün: tastend, suchend; Blau: analytisch, Schwarz: mit Überzeugung])
    Intuition. Inspiration. Evolution. Transformation. Revolution. Fusion. Intuition. Inspiration. Evolution. Transformation. Revolution. Fusion.
     
    (in der Art : Stop, ich setzt dem Ganzen erstmal ein Ende. Mit Nachdruck, sehr energisch)
Schnitt. Schnitt!:
Transformation im Transit.
     
   




II. /radical/in/fusion/

    (in der Art wie: Moment, ich erklär dem Hörer das mal und setze diesem Chaos ein Ende; irgendwer muss ja hier mal eine Linie hineinbringen; erst zusammenfassend, dann ist seine Erklärungsebene jedoch eine rein bio-chemische, die auf anderer Abstraktionsebene das erklärt, was zwischen rot, grün, blau und schwarz passiert)
   
Stellen Sie sich eine Gruppe von Leuten vor, die an ihre bisherigen systemischen Grenzen gestoßen, gestoßen worden sind – denen es an diesem Punkt gesehen, nicht mehr um Halt oder Rückhalt geht, sondern um Grenzen und Entgrenzung. Menschen, die vielleicht den Schein des Möglichen brauchen, um am Leben zu bleiben – getrieben von der Sehnsucht nach rückstoßfreier Bewegung. – Menschen, die sich vielleicht einlassen würden – auf das Experiment der Grenzen- und Strukturlosigkeit: Entgrenzte und Grenzfälle zugleich – Individuen, die sich im Zustand von Freiheit und Radikalität antreffen oder begegnen – und: auf der bio-chemischen Ebene betrachtet - wie freigesetzte Radikale auf der Suche nach ihrem fehlenden Elektron an etwas oder aneinander andocken – freigesetzte Radikale, die durch den Kosmos driften, sich kurz an etwas binden, kurz in dieser Bindung verweilen und dann wieder lösen, sich an etwas binden und dann wieder lösen; freigesetzte Radikale, die sich streifen oder aufeinanderprallen –
(wird ausgeblendet)

(wird eingeblendet)
(flapsig; cool; was kostet die Welt)
Von Jeans über Leute verprügeln bis Landesverrat – ich habe alles gemacht. Fast alles. So etwas passiert einem – beim Lesen und beim Schreiben. Ich habe eine rauflustige Phantasie und der lass ich einfach gern freien Lauf. Es ist nicht mehr oder weniger absurd als alles andere. Mein Beruf: PC-Exorzist. Für ein Tageblatt schreiben, den Unzusammenhang, Fragmente berichten. Über Vorgänge jenseits des Weißwurstäquators, beispielsweise – Unzusammenhängendes Zeug. Sprech ich zum Norden hört mich der Süden und umgekehrt. Ein Schnörkelchen hier, ein bisschen Pathos da - meint mein Verleger - und rein damit in die Welt. Es ist absurd – aber auch nicht mehr oder weniger als alles andere. Ab und an schreib ich was – unter Pseudonym versteht sich - für verschiedene Revoluzzerzeitungen. Die linken Revolverblätter eben. Fürs moralische Gewissen. Pulp as pulp can.

(fest davon überzeugt, dass sie weiß, wer sie ist, kommt dann aber ins Zaudern)
Ich bin ... In meinem Ausweis steht, wer ich bin. Das ist interessant -
(vor sich hinmurmelnd)
für ein Leben, in dem der Gartenzaun des Nachbarn wichtiger wird, als das, was dahinter ist ...
(wird ausgeblendet)


(hackt laut in die Tastatur und murmelt das zu Schreibende vor sich hin; Die Betonung liegt auf „Punkt“)
Sie ist nicht mal dreißig Punkt sie ist blond Punkt Sie ist verheiratet Punkt Sie hat ihren Platz gefunden Punkt Die Rede ist von ...
(wird ausgeblendet)

(nachdenklich)
In meinem Ausweis steht, wer ich bin. das ist interessant. Das sollte ...

(fällt ihr ins Wort und steigert sich zuerst analytisch hinein, wird wütend dabei, bleibt aber in dieser Wut sehr klar und bewusst) für die Statistik ausreichen. Genügen für den reibungslosen Fluss der Dinge. Der vielleicht noch mit biographischen Eckdaten begradigt wurde. (wütend, aber dabei sehr klar) was sag ich: zementiert! Um die Unterströmungen und Strudel zu kontrollieren. um die Rückflüsse zu stauen, damit sie aufgehalten, abgeleitet oder umgelenkt werden können – auf die Couch vor den Fernseher, in Cafes, Bars, in Restaurants, Kinos und Vorabendserien, in Talkshows, ins Theater, auf Konzerte, auf Tanzflächen –

(Rot findet für den Sachverhalt halt eigene Worte; beide fahren ihren eigenen Film, kurze Pausen)
umleitet in einen großen Pool ... ohne Sprungbrett, ohne Leiter ... man kann nicht rein, wenn man reinwill, ... man kommt nicht raus, wenn man muss. ... mit kleinen Gummiinseln und Wasserspielzeugen drauf ... die man gegen Gebühr betreten oder benutzen darf ... dort feiert und hedonistisch in die Sonne grinst - eigentlich doch: ... grinsen soll ... - und dabei das neueste Sommergetränk in sich hineinschlürft –
... du redest doch von ...

(fällt ihr ins Wort, weiß es einfach besser)
vom! fragmentierten Sein in fragmentierten Strukturen eines Systems, dass sich dieses Zustandes bedient und Orte schafft der Kompensation und Betäubung. Orte des Konsums und des Feiern, Orte des Hedonismus, um die springenden Punkte flach zu halten ...

(kurze Pause)

(nachdenklich)
Vielleicht bin ich ein springender Punkt seit diesem einen Tag. Ich fühlte mich plötzlich in meiner Sprache nicht mehr zu Hause - wobei “plötzlich“ selten so etwas über einen kommt – (Nachdenklichkeit wird emotionaler) Sie schien nur noch aus ich muss, ich sollte, ich kann und kann nicht, ich darf und ich darf nicht zu bestehen. Sie griff die Weite nicht, die ich auf einmal empfand. (wieder ruhiger, muss sich sammeln) Es ging um Dinge, die keine Funktion ausdrücken ... Und keine Struktur ... Als würde die Sprache, die ich spreche mit mir, neben mir stehen ... Ein Schatten vielleicht? ... Oder ein Spiegelbild? ... Aber ein Spiegelbild wovon? Vielleicht wusste ich es, ... aber meine Sprache ließ keine Klarheit mehr zu. Sie war wie Kleber, der mich an das band, was ich zu überwinden versuchte. (nachdenklich, sich in die eigenen Worte verlierend) keine Funktion ... und ... keine Struktur ... Sie war wie Kleber ... (fällt aus den Überlegungen, aus dem Versuch, Worte dafür zu finden, heraus und rutscht in die Emotion an diesem Punkt zurück; 1:1 mit der Vergangenheit sozusagen; plötzlicher Ausbruch) Ich schrie, ich sprang, ich weinte. Ich machte alles mögliche – ... Dann ging ich los und traf auf sie.
(wird ausgeblendet)
   
(wird eingeblendet)

[Erklärend; bewegt sich im Stoff sehr sicher, dementsprechend die Betonung....die wichtigen Inhalte im Satz betont...stellenweise mit Begeisterung und Liebe für das Themengebiet, begreift die Biochemie der freien_Radikale als eigenständigen Kosmos, fast als Lebewesen, als Persönlichkeiten) /derart bei allen gelben Texten]
   
Auf andere springende Punkte, die ich – um die Vorgänge auf der bio-chemischen Ebene zu erläutern – freies_radikal nenne.
Technisch gesehen, ist ein freies Radikal ein Molekül, das eines seiner Elektronen und dadurch auch sein Gleichgewicht verloren hat. Um dieses wieder zu erlangen, wird es versuchen, ein gesundes Elektron von einem anderen Molekül zu stehlen. Ein einziges freies Radikal kann ein Enzym zerstören, ein Proteinmolekül, einen DNA-Strang, oder eine ganze Zelle! Es kann auch, in einem Bruchteil einer Sekunde, eine wolkenbruchartige Kettenreaktion auslösen, die Millionen zusätzlicher freier Radikale produzieren kann –

(wird ausgeblendet)


(wird eingeblendet)
(als wäre das die einzige Möglichkeit gewesen, die sie gesehen hat und mit Begeisterung angenommen hat; wird dabei leicht ironisch, ohne jedoch verbittert zu sein) Ich habe angefangen, mit meinem Leben zu experimentieren. Bewegung hineinzubringen. Die Orte zu wechseln, das Neue zu jagen. Zögernd zuerst, dann mehr. und noch mehr. Um ja nicht zu erstarren – unter
__________________(zitiert:) „der harten Kruste der Vertrautheit, die sich am Mysterium
__________________der Wirklichkeit festsetzt“. UM GOTTES WILLEN!...

(ganz kurze Pause)
Aber wer ist das? Gott?
 

(erst feststellend, dann ironisch, steigert sich hinein)
   

Ich soll an nichts glauben, was ich nicht sehe. Ich soll an die Zahl, an das Wort, die klare Definition, die Struktur glauben. Mich der Struktur anvertrauen, mich, im Idealfall, hingeben. Meine Kraft als human ressource in die Struktur investieren, nehmen und konsumieren, was sie mir gibt bzw. geben kann (oder will).

(unterbricht sie; fällt ihr mit seiner Analyse ins Wort)
Eine stilisierte Struktur. (setzt dem Ganzen noch eins drauf) Eine Wirklichkeit, deren Krone die Zeit ist. (ironisch) Tick. Tack. (überlagert das, was Rot sagt, mit einem analytischen Gedanken) Homogenisierte Zeit, die gefangen nimmt. (rot steigt darauf ein; bleibt aber auf der ironischen Ebene; blau merkt das aber nicht und nimmt sich selbst sehr ernst) Die Tage stundet und in Wochen, in Jahre zwängt. Die Jahre viertelt. In Wochen, Tage, Stunden, Minuten uns Sekunden presst. Die Sekunden milli-t und nano-t. Die klare Definition von schnell oder langsam: schaffe ich oder schaffe ich nicht mehr. Eine Zivilisation in der Zwangsjacke der Uhr. Des Plans. Der Regel. Des perfekten Zeitpunktes. Des getakteten Gefühls. Des getimten Absturzes.

Als molekulares Bruchstück greift das freie_radikal letztlich das Selbstverständnis eines anderen Moleküls an, setzt Ungebundenheit und damit weitere Radikale frei. Unter günstigen (räuspert sich) ... Verzeihung/Entschuldigung ... unter ungünstigen Umständen kann so ein einziges freies Radikal, Tausende von Molekülen zerstören. Je höher also die Radikalkonzentration ist, desto mehr Schäden pro Zeiteinheit treten im Organismus auf. Der Umfang dieser Schäden kann jedoch nur statistisch ermittelt werden –
Problematisch ist jedoch nicht nur die unmittelbare, hohe Reaktivität des freigesetzten Radikals – es setzt in Gang, spaltet, stört und reagiert mit allem, das mit ihm in Verbindung kommt – problematisch ist auch, dass seine Reaktivität sein Potential ist. Es strebt nach einem Zustand selbst gewählter Verbindung.


(leicht ironisch, nicht verbittert)
Entweder man bricht aus, oder man erhält seine Persönlichkeit von der Stange. Na Glückwunsch! ... vielleicht ist das
(fällt Rot ins Wort) – sind wir –
(setzt den Gedanken fort) [hackt auf der Tastatur rum und spricht laut, was gerade in den Rechner gehämmert wird]

___d a s ___b e – s t e___ B e i – s p i e l ___f ü r ___e i – n e ___Z i – v i – l i – s a – t i o n s – k r i s e

(setzt den Gedanken direkt fort und steigert sich wieder in eine analytische Wut hinein) (Rot, Grün und Blau schaukeln sich gegenseitig hoch und versuchen den Gedanken der jeweils anderen noch besser auf den Punkt zu bringen; dadurch hohe Dynamik)
Eine Zivilisation, die unter kontrollierten Bedingungen, das erzeugt, was wir Leitkultur nennen. (fällt ins Wort) Affirmativ angenommen. (Fällt ins Wort) Mit einem Schulterzucken akzeptiert. (fällt ins Wort ...) Einverstanden, ohne gefragt worden zu sein. Einverstanden, stolz darauf zu sein. Einverstanden, gehorsam zu sein. Einverstanden, die Regeln zu akzeptieren. Einverstanden, homogenisiert, manipuliert, befriedet zu werden. (hackt auf Tastatur rum und murmelnd das zu Schreibende vor sich hin)
___W o ___a l s ___e i n-z i-g e s ___b l e i b t ___Komma___ h e-d o-n i s-t i s c h ___z u ___s e i n___
(fällt ins Wort) ___oder zu werden.

... Ich weiß, ich übertreibe vielleicht. Ich bin wütend ...
(korrigiert Blau) Wir sind wütend.

(wird in den Erläuterungen exzessiver, als würde man sich die Haare raufen und völlig in der Erklärung aufgehen und unglaublich finden, was das freie_Radikal an Möglichkeiten birgt)
Schafft man es, die Konzentration der freien Radikale, die für den Körper bedrohlich werden kann, niedrig zu halten, erhöht sich das zu erreichende Lebensalter des Organismus. So kann vor allem die allgemeine Erkrankungshäufigkeit durch Zivilisationskrankheiten vermindert werden. Deshalb ist der Focus darauf zu richten, wie die Radikalkonzentration im Körper begrenzt werden kann!

(nachdenklich feststellend)
– die Wut stirbt nicht, ... sie verändert sich einfach –

    (als Loop durch den Raum hallend; Spiel mit akustischer Nähe und Entfernung)
Monotonie erzeugt Vielfalt
   
Um es nochmal auf den Punkt zu bringen: Problematisch ist nicht nur die unmittelbare, hohe Reaktivität des freigesetzten Radikals – es setzt in Gang, spaltet, stört und reagiert mit allem, das mit ihm in Verbindung kommt – problematisch ist auch, dass seine Reaktivität sein Potential ist. Es strebt nach einem Zustand selbst gewählter Verbindung.

(Blau: sehr entschieden, analytisch; sehr klar; Grün: emotionaler, suchender, aber dennoch klar; dynamisch durch sich gegenseitig ergänzen und den Gedanken des anderen fortführen)
Lieber rot sehen, als tot sein. Ich liebe den Kampf - er verdrängt den Zweifel. Im Kampf gibt es keine feste Struktur. Die Form und das Ausmaß der Dinge, die Bereiche von Sicherheit, Gefahr und Kontrolle ändern sich ständig. – der Raum verliert die ihn bestimmenden Koordinaten – er wird dezentral und unbestimmbar und transformiert zeitliche Grauzonen.

(noch ein bisschen exzessiver, sich im Thema verlierend) Ich wiederhole: Problematisch ist also nicht nur die unmittelbare, hohe Reaktivität des freigesetzten Radikals – problematisch ist auch, dass es nach einem Zustand selbst gewählter Verbindung strebt.


(alle sehr entschieden, auf dem Weg Lösungen oder Lösungsansätze zu finden, schneiden sich gegenseitig das Wort ab, fallen in den Gedanken des anderen ein, dynamisch, hohes Tempo)
... so wie es aussieht, sollte ich was ander(e)s machen. So wie es aussieht, sollte ich losgehen. So wie es aussieht, sollte ich mich bewegen. So wie es aussieht, würde es mir nichts ausmachen zu gehen. Die Dinge sehen immer anders aus, wenn man geht. Neugierig bleibt. Sich ausprobiert. Kommt, bleibt und wieder geht. fusioniert ....

(hackt auf der Tastatur rum und spricht laut, was geschrieben wird; steigert sich, in das was er schreibt hinein und feiert sich selbst.)
Und letztlich die kontrollierten Bedingungen, die sich die Struktur schafft und Leitkultur nennt, um sich selbst zu erhalten Bindestrich für Momente, Stunden, vielleicht auch Tage Bindestrich stört und unterbricht ...
Wobei die Dauer hier nicht der entscheidende Punkt ist oder bleibt. weil es einzig darum geht, hedonistische Kultur umzulenken, in ein zukunftsweisendes Konzept zu transformieren Punkt.
Ein Konzept, das es erlaubt, Räume zu öffnen, in denen Hedonismus ist und bedeutet, was er ist – oder eigentlich bedeutet Doppelpunkt Kritik und gelebte Konsequenz.
Und damit einen Raum zu öffnen, in dem Faktoren wie ...

(wird ausgeblendet)

(wird eingeblendet)
(noch ein bisschen exzessiver, sich im Thema verlierend) innerer und äußerer Stress, Luftverschmutzung, innerliche Produkte und Radikalkettenreaktionen sind die Hauptpunkte der Gefährdung und Schädigung durch die Aktivitäten des freigesetzten Radikals. Um durch Außeneinflüsse nicht vollständig zerstört zu werden, verfügt der Körper über Abwehr- und Reparaturmechanismen. Diese können die Schäden durch das freie Radikal meist begrenzen. So bildet der Körper Stoffe, die als Radikalempfänger wirken und die dafür sorgen, die Radikalkonzentration zu begrenzen ... indem die Radikalempfänger
(wird ausgeblendet)

(wird eingeblendet)
(hackt in die Tastatur und feiert sich selbst)
– nennen wir sie Objekte und Elemente der Leitkultur – ausgeschaltet sind. Einen Raum, in dem es nicht mehr geht um Betäubung oder Kompensation, sondern um Vielfalt und Dynamik, einen Raum, in dem man ...

(direkt im Anschluss; keine Pause)
(verschiedene Möglichkeiten werden ausgelotet;
jeder seiner Rolle entsprechend:
Blau: eher analytisch,
Grün eher nachdenklich und emotional,
Rot: zwischen Analyse und Emotionalität und auf Ausbruch bedacht
... ergänzen sich gegenseitig, führen den Gedanken des anderen fort ... Verwirrspiel von Fragmenten, kleines Verwirrspiel ... Wiederholungen ... durch diese sind die Rollen nicht mehr klar ... Rot spricht Blau und Grün ... Grün spricht Blau und Rot ... Blau spricht Rot und Grün ... Schwarz bleibt als einziger in seiner Rolle und bringt den klaren Moment hinein ...)
Sich löst, bindet und wieder trennt. Ausprobiert, ob wirklich eine Parallelwelt - oder der Schein einer solchen – zum Vorschein kommt, wenn man an der Oberfläche kratzt, sie beschädigt oder an manchen Stellen aufbricht – und probiert, was kaum denkbar aber möglich ist ... das Notwendige mit dem Möglichen bekannt macht – das Mögliche mit dem Möglichen bekannt macht ... die Möglichkeit zur Bedingung erhebt.
Wir leben so schon entschieden zu lange!
   
     
     
     



  ein hör-spiel-fragment von Andrea Kilches, Leipzig 2005
erstaufführung im freien-radikal-hangar auf dem fusion festival 2005, 19 min

gesprochen von:
Katja Alexandra Pohl
Marcus Hahm
Valerie Waldow
Carsten Dieckmann
Anneke Swantje Harms

Musik [Auswahl, Mix, Effekte]
: Henry Schreiter

Text auf Grundlage des Konzeptes "freies_radikal" der Gruppe Transit Leipzig
unter Mitwirkung von Valerie Waldow, Daniel Neumann, Nadine Moser und Falk Springer

Doku-dvd im Umlauf: klick!
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